
Und dann war es plötzlich Weihnachten; das nunmehr zweite weit weg von Zuhause, unter Palmen und am Strand. Zwar gab es in diesem Jahr einen Adventskalender, allerlei Leckerein aus der Heimat (Danke Mutti) und einen Weihnachtsbaum, doch wollte sich wegen der tropischen Temperaturen auch in diesem Jahr keine richtige Weihnachtsstimmung einstellen. Das obligatorische Plätzchenbacken, der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt und die hübsch geschmückten Straßen fehlten. Und trotzdem war es familiär und schön: Am heiligen Abend, der hier ja eher eine untergeordnete Rolle spielt, gab es am Strand ein paar Weihnachtslieder, ein kleines Feuerwerk und Santa auf einem Strandbuggy. Wer auch immer unter dem Kostüm gesteckt hat, er tat mir leid – bei annähernd 30 Grad bahnte sich der Weihnachtsmann seinen Weg von seinem „Schlitten“ vor zur Buehne, umzingelt von hunderten von Kindern.
Anschließend bereitete ich mit Astrid, meiner Freundin aus Chile, ein kleines Weihnachtsessen vor: gefüllte Zucchini, Reis und ein bisschen Eis zum Nachtisch. Den Abend ließen wir dann beinahe schon traditionell in einer Bar ausklingen. Den 25. – den eigentlichen Weihnachtstag, auf den alle australischen Kinder hinfiebern – verbrachte ich gemeinsam mit ein paar Freunden am Strand: schlafend, faulenzend und mit jeder Menge Sonne. Zu meiner großen Überraschung gab es sogar eine kleine – wobei, eigentlich doch recht große – Aufmerksamkeit von unserem Chef: In einer Box, ausgeschmückt mit Weihnachtspapier, wartete auf jede von uns Eiscrememädchen ein Gutschein für eine Massage im Insel-Spa, Unmengen an Süßigkeiten und eine Flasche Wein.
Mein persönliches Weihnachtsgeschenk an mich hatte ich schon ein paar Tage vor Weihnachten eingelöst: ein Ausflug zum Whitehaven Beach und eine Schnorcheltour zum Reef. Beide Ausflüge für sich waren ein Traum. Whitehaven verdient seinen Namen mehr als zu recht: Der Sand glitzert in der Sonne, das Wasser strahlt in allen erdenklichen Blautoenen und die kleinen Riffhaie ziehen friedlich ihre Bahnen entlang der vielen Beine der Touristen. Beim Schnorcheln ein paar Tage später bot sich ein ähnliches, wenngleich auch völlig anderes Bild: Mit dem Boot ging es zunächst zur Butterfly Bay, wo wir gut eineinhalb Stunden Zeit zum Schnorcheln haben würden. Dank der Sonne (noch am Tag davor hatte es geregnet und der Himmel war wolkenbehangen) funkelte das Wasser und ließ durch die Taucherbrille einen atemberaubenden Blick in die Unterwasserwelt zu. Große und kleine, dicke und dünne Fische umkreisten uns und schienen sich geradezu über die Gesellschaft zu freuen. Die blauen Fische mit den gelben Flossen liebten die Aufmerksamkeit am meisten. Sie tauchten immer wieder vor meiner Linse auf – die anderen Fische zeigten sich dagegen eher kamerascheu.
Die letzte Woche des Jahres verging wie im Flug: Ich arbeitete beinahe jeden Tag und vertrieb mir meine freie Zeit mit Yoga, Lesen und gelegentlichen Besuchen am Strand. Am 28. fuhr ich mit der Fähre nach Airlie Beach – ein kleiner, recht verschlafener Badeort auf dem Festland. Gelegentliche Ausflüge hierher sind für die meisten Insulaner (so auch für mich) eine willkommene Abwechslung, um nicht völlig dem Inselkoller zu erliegen und Vorräte aufzustocken (Der kleine General Store auf Hamilton Island bietet zwar alles, was man zum Leben braucht, doch die Preise sind der Wahnsinn. Im Durchschnitt sind die Produkte um 80% teurer als im Supermarkt auf dem Festland. So kosten Bananen beispielsweise statt der üblichen $2 auf dem Festland hier meistens $4, Toilettenpapier gibt es kaum unter $6 – für gerade einmal 4 Rollen). Jedenfalls fand ich in Airlie auch ein paar Wunderkerzen für die Neujahrsnacht, die bei mir wie in den meisten Jahren völlig ungeplant war. Klar war nur, dass ich mit Siggy und Astrid feiern würde – irgendwie, irgendwo, irgendwann.