Fefe hake? Sai pe!

Tonga ist anders: Tonga ist bunt und grau, dick und dünn, reich und arm. Vor allem aber ist Tonga lebensfroh, authentisch und extrem gastfreundlich. Am Strand ist man zum Beispiel keine fünf Minuten alleine, bis nette Tonganer fragen, ob man nicht hunger habe. In Windeseile ist man Teil der Familie, wird gefragt, warum man noch keinen „Tongan husband“ hat und immer wieder zum Essen aufgefordert – so ein paar Kilo mehr täten schließlich jeder Frau gut.

In Tonga ticken auch die Uhren anders: Endlich hatte ich meine Coconut Time, die ich bereits in den Cook Islands über alles liebte, zurück. Mone, der in meinem ersten Guesthouse arbeitete, sagte ganz passend: „Ich verstehe nicht, warum ihr Europäer immer was zu tun haben wollt. Guckt lieber den ganzen Tag die Palmen an – bei euch zu Hause gibt’s die ja nicht.“ Und so gab ich mich in der ersten Woche dem süßen Nichtstun hin, jedenfalls beinahe. Den Ausflug zu „Big Mama“, den Blow Holes und buntem Markttreiben am Samstag wollte ich mir doch nicht entgehen lassen.

Am Montag ging es endlich nach Vava’u, eine im Norden des Landes gelegene Inselgruppe (über 60 kleinere und größere Inseln), die vor allem bei Seglern sehr beliebt ist. Kaum angeommen, lernte ich beim Spazierengehen im Hinterland Oli aus England kennen. Der verbrachte seine Zeit gerade mit einer Tonganischen Familie, die mich ebenfalls einlud und (mal wieder) mit deftigem tonganischen Essen versorgte. Vater und Familienoberhaupt Jack scheuchte Tochter Anna von A nach B, damit es uns „Polangi“ (ein Tonganischer Sammelbegriff für alle hellhäutigen Menschen) auch an nichts fehlte. An die Sonderbehandlung konnte und wollte ich mich während meines gesamten Aufenthaltes nicht gewöhnen. Für den Nachmittag hatte ich mich mit Oli für Ofu Island verabredet. Spontan mit von der Partie: Kayla und Kara aus Tasmania (kleine Insel Süd-Östlich von Australien). Die kommenden vier Tage verbrachten wir zu viert faulenzend am Strand, paddelnd im Kanu oder biertrinkend am Lagerfeuer. Zwischendurch knackten wir Cocosnüsse.

Mit Kayla und Kara verbrachte ich auch danach die meiste Zeit. Wagemutig schlugen wir an einem Strand 30 km außerhalb der Stadt bei Regen unsere Zelt auf, guckten uns in der Bounty Bar die Faka Ladys beim Tanzen an (als Faka Ladys werden in Tonga Transexuelle bezeichnet, die gesellschaftlich akzeptiert und gut integriert sind; Homosexualität ist hingegen nicht gerne gesehen) und besuchten am Sonntag den Gottesdienst. Tonga ist nämlich nicht nur das einzig überlebende Königreich im gesamten Südpazifik, sonder auch streng katholisch. Die Mormonen bilden die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft. An Sonntagen stehen in Tonga deshalb auf königliche Anordnung hin alle Uhren still. Einzig Kirchbesuche, Essen, Schlafen und das Lesen der Bibel sind erlaubt. Für Touristen gibt es hier und da kleine Ausnahmen – sehr viel andere Möglichkeiten gibt es allerdings nicht.

Nach der ganzen Hektik brauchte ich Entspannung. Bei einer Regatta lernten Kara und ich Craig (Neuseeländer und mehr oder weniger ambitionierter „Weltverbesserer“) kennen und der hatte zufällig noch Platz für Zwei auf seinem Katamaran. Mit an Bord: Lorenzo aus Italien (seines Zeichens Walforscher), Courtney aus Kanada (gerade zum Praktikum in Tonga) und Franziska aus Bayern. Vier Tage segelten wir durch die Vava’u Gruppe, sahen Wale, sprangen vom Boot aus ins Wasser und schwammen bei Sonnenuntergang in einer Höhle.

Auf Mafana Island fand ich erstmals Zeit zum Lesen – außer vier Hütten zum Schlafen und einer Freiluftküche gab’s hier nämlich nichts, nicht einmal Elektrizität. Meinen Geburtstag verbrachte ich wieder etwas ereignisreicher: Mit dem Quad heizte ich über die Insel, aß Cocoskuchen und Eis und feierte am Abend mit alljenen, die ich im Laufe der Zeiten kennengelernt hatte. Ein großartiger Tag.

Kurze Zeit später musste ich Abschied nehmen, drei Wochen Vava’u vergingen viel zu schnell. Zurück auf Tongatapu kaufte ich letzte Souveniers und bereitete mich mental langsam auf meine Zeit in Astralien vor.
Tonga: Malo ‚aupito!

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