
Dass ich scheinbar ein großer Fan von Sprichwörtern bin und sie entsprechend häufig und mit Begeisterung benutze, ist mir erst vor kurzem so richtig klar geworden. Als ich zum Beispiel “don’t be a frog”, also “sei kein Frosch”, in den Raum warf, als es darum ging, am Abend Wellington unsicher zu machen. Apolo brach in schallendes Gelächter aus und fragte, ob ich das jetzt extra gesagt hätte, weil auch Alex aus Frankreich anwesend sei – ihr wisst schon: die Sache mit den Froschschenkeln und so. Manchmal funktioniert die wortwörtliche Übersetzung dann doch nicht so ganz.
Abgesehen von den kleineren Missverständnissen waren die knapp 14 Tage in der Hauptstadt sehr angenehm. Auf dem Weg von Whanganui gen Süden nahm ich meinen ersten Hitchhiker mit – Chris kommt aus der Nähe von Christchurch und verbrachte die Feiertage bei Freunden auf der Nordinsel – so ein bisschen Unterhaltung beim Fahren ist gar nicht mal so übel.
Mit gerade einmal 200.000 Einwohnern ist Wellington doch recht überschaubar und alle Sehenswürdigkeiten sind bequem per Fuß zu erreichen. Mit seiner Tallage erinnert mich Welly(wood) (Jede Menge Herr der Ringe Zeug wurde hier gedreht. Fans pilgern deshalb in Strömen in die Stadt, um Baum #123 und andere Skurilitäten zu suchen; mir ist das noch immer ein Rätsel.) stark an Jena. Außerdem läuft man sich hier ähnlich häufig zufällig in die Arme wie in meiner ehemaligen Studistadt. So wurde die Zeit um Silvester zu einer riesengroßen Wiedersehensparty: Beinahe alle, denen ich auf meiner Reise bisher begegnet bin, waren in der Stadt. Einen Unterschied zu Jena gibt es dann aber doch: Stadtstrand und Hafen fehlen demThüringer Paradies schon ein bisschen.



Am Hafen stieg auch die große Silvesterparty. Nunja – groß für Neuseeländische Verhältnisse. Kaum hatten wir einer älteren Dame geholfen, ihre verlorene Tochter wiederzufinden, ging das Feuerwerk auch schon los. Ein bisschen Musik, ein – zwei Raketen und einen Schluck aus der Weinflasche, die vorsorglich in eine Papiertüte gesteckt wurde (das Trinken von Alkohol an öffentlichen Plätzen ist in Neuseeland streng verboten) später und der Großteil der Menschen machte sich schon wieder auf den Heimweg. Keine zehn Minuten hatte es gedauert. Zum Glück war die Familie neben uns so nett, uns zwei Wunderkerzen abzugeben. Die anschließende Party in der Stadt war dann ganz gut und sogar recht lang.



Die folgenden Tage verbrachte ich mit “typischem” Stadtleben: Am Neujahrstag faulenzten wir mit Eis und Bier am Strand, den Samstag verbrachten wir aufgrund von Regen ganz familienlike im Museum, Sonntag ging es mit dem Cable Car zum Botanischen Garten. Durch die Stadt schlendern, Leute beobachten, in Cafés und Bars sitzen und Kunstsammlungen und Parlament besuchen durfte natürlich nicht fehlen.




Für ein bisschen Abwechslung sorgte der Ausflug mit Stuart zur Somes Island. Gut 20 Minuten mit der Fähre entfernt liegt die Insel im Hafenbecken von Wellington. Einst wurde sie als Karantähnestation für Mensch und Tier genutzt. Heute ist sie beliebtes Ausflugsziel für Großstädter und ein Paradies für einheimische Tiere und Pflanzen. Und ja, es ist windig in und um Wellington!



Am Samstag ging es nach erneutem Sonnenbad am Stadtstrand (das Wasser ist für die Lage mitten in der Stadt, die zudem einen recht großen Hafen betreibt, erstaunlich klar und kein bisschen unangenehm) zum Freiluftkonzert in den Botanischen Garten. Eine Seemannskombo mit Harmonica und passendem Outfit spielte neben traditionellen auch moderne Lieder – sofern ich das jedenfalls beurteilen kann. Zumindest wirkte die Musik weniger angestaubt als bei uns zu Lande.


Am nächsten Tag hieß es dann Abschied nehmen – die Natur fehlte mir schon irgendwie. In der Nähe des Cape Palliser schlug ich bei Nieselregen und Wind mein Lager für die Nacht auf. Um so überraschter war ich, als am nächsten Morgen die Sonne schien und nicht ein einziges Wölkchen am Himmel zu sehen war. Zu meiner noch größeren Verwunderung traf ich am Nachmittag direkt am Cape auf Apolo und Fernanda: Hatten wir nicht vor gut 24 Stunden Lebewohl gesagt!? Seinen Tag ohne Arbeit wollte mein mexikanischer Freund in der Natur verbringen, sodass wir spontan Leuchtturm und Seelöwen-Kolonie gemeinsam erkunden konnten. Am Abend gab’s ein Lagerfeuer direkt am Strand, einen wahnsinnig schönen Sonnenuntergang, der in der Ferne einen ersten Blick auf die Südinsel erlaubte, und ein bisschen Philosophieren über die letzten sechs Monate und darüber, ob sich Sprichwörter nun in andere Sprachen übersetzen lassen oder nicht.








