Über Stock und Stein.

Es überrascht mich immer wieder, wie schnell die Zeit vergeht. Vor drei Wochen hatte ich meinen letzten Arbeitstag im FairView Orchard Shop. Vor drei Wochen musste ich schweren Herzens Abschied von meinen Gatgebern Sara und Phil nehmen. Vor drei Wochen machte ich mich auf den Weg, um den Rest der Südinsel zu entdecken. Festgehalten habe ich alles wie wild mit meiner Kamera – über 500 Bilder alleine in den ersten zwei Wochen im Mai.

Zu erst aber ein paar Eindrücke von meinem Ausflug nach Arrowtown und Queenstown. Roxburgh war mir an meinen freien Tagen irgendwann doch zu klein … Und den Indian Summer in und um die Queenstown Lakes wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.

Meine erste Station nach Roxburgh hieß Invercargill. Hier verbrachte ich zwei Nächte bei Shona. Shona ist 75 und lebt mit ihrem Hund in einem kleinen Haus auf einem Campingplatz vor den Toren der Stadt. Knapp eine Woche zuvor lernte ich Shona flüchtig im Shop kennen – spontan lud sie mich zu sich nach Hause ein. Shona liebt das Wandern und so hatten wir genügend Gesprächsstoff.

Gut gestärkt und mit winterfestem Schlafsack ausgestattet (mit meinem dünnen Sommerschlafsack wollte mich Shona nicht zur Dreitageswanderung aufbrechen lassen), machte ich mich schließlich auf den Weg nach Stewart Island. Eine Stunde Fährfahrt in stürmischen Gewässern lag vor mir – der Ausgang war entsprechend. Die ersten Kilometer des Rakiura Tracks vergingen dennoch schnell und unbeschwert. Zur Mittagspause an einem einsamen Strand wollte ich neue Kraft sammeln, lauschte dem Rascheln im Gebüsch und freute mich anfangs noch, als eine kleine Robbe hervorlugte. Als sie plötzlich direkt neben mir auf den Inhalt meiner Provianttüte schielte, wurde mir doch etwas mulmig; schnellen Schrittes suchte ich das Weite. Die restlichen 39 Kilometer verliefen weniger aufregend. Dafür waren sie schlammig und anstrengend. Zum Abschluss gönnte ich mir mit den Mitwanderern ein gutes Abendbrot im einzigen Pub der Insel.

Zwei weitere Tage verbrachte ich noch auf Stewart Island, besuchte Ulva Island, hörte den Kiwi in der Dämmerung, sah ihn aber nicht. Hätte ich nicht schon Monate zuvor einen gestreichelt, würde ich seine Existenz mehr als in Frage stellen.

Nach zwei Tagen Verschnaufpause wartete bereits die nächste Herausforderung auf mich: Apolo und Anna wollten den Kepler Track im Fiordland National Park laufen, dazu konnte ich nicht nein sagen. Genau genommen hieß das: erneute vier Tage „Wildnis“ über Stock und Stein, 60 Kilometer, 1500 zu überwindende Höhenmeter, schlafen in einfachen Huts, Freiheit.

Zur Belohnung wartete dieses Mal ein Overnight Cruise auf dem Doubtful Sound auf mich. Mit dem Bot ging es zunächst über den Lake Manapouri, anschließend mit dem Bus zum eigentlichen Bot und dann durch den Fjord bis zur Tasman Sea. In einem Seitenarm des Fjords ankerten wir für die Nacht und eine Runde Kajak. Leider regnete es die meiste Zeit – die Szenerie war deshalb jedoch nicht weniger beeindruckend. Am nächsten Morgen erkundeten wir weitere Teile des Fjords, bevor wir Pünktlich zum Mittag wieder in Manapouri ankamen.

Auch in den nächsten Tagen regnete es in Strömen. Wasserfälle hin oder her: Fiordland war mir definitiv zu nass. Nächste Station deshalb: die Catlins, ganz im Süden der Südinsel gelegen. So entkam ich zwar dem Regen, fand dafür jedoch den Wind. Die Seelöwen, die sich faul in den Dünen aalten, zeigten sich von den Windböen weniger beeindruckt. Und die Pinguine bahnten sich ihren Weg vorbei an den dicken braunen Säugetieren Richtung schützendes Nest (draußen auf dem Meer sind die beiden eher Feinde). Als am nächsten Morgen auch noch Hektor Delfine munter in der Curio Bay umher sprangen, wurde es beinahe unglaubwürdig: So viele zauberhafte Tiere in der Wildnis auf einem Fleck gibt es doch sonst nur im Film.

Über die Ostküste fuhr ich weiter Richtung Lake Tekapo, campte auf abgelegenen Zeltplätzen im Nirgendwo und genoss die Einsamkeit.

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